ARTIKEL: Theorie – Jenseits der Messbarkeit: Die Philosophie von symptom & sense

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Zusammenfassung:
  1.  Was Wissenschaft eigentlich ist
  2.  Entwurf eines anderen Weltbildes
              Über traditionelle Missverständnisse

              Die Geschichte der Signaturen
              Einfache schwingende Formen

              Das Periodensystem der Elemente

              Charakteristika des Menschseins

              Zwischen Drinnen und Draußen, das Bewusstsein 

              Verantwortlichkeit kontra Willensfreiheit

              Die Informatik der Evolution

              Die Absicht der Evolution

              Schlussbemerkung

              Literatur

Zusammenfassung: 

Logik und Funktion von symptom & sense können wegen ihrer informatischen Struktur nicht im Rahmen der traditionellen physikalisch-chemischen Prinzipien sehr wohl aber über philosophische Denkmuster erklärt werden. Eben weil das Programm auf informatisch-  kausalen Zusammenhängen aufgebaut ist, sollte es kausal denkenden Menschen nicht fremd und für alle informatischen Therapieformen von Interesse sein.

Im Rahmen einer informatischen Welterklärung – alles, was existiert, besteht aus Energie und Information – ist Krankheit keine Funktionsstörung sondern konfliktgeneriert. Das bedeutet, in dieser Welt hat alles, was existiert, nicht nur eine Aussage sondern ist auch in der Lage über Inhalte miteinander zu kommunizieren. Wie ist das möglich?

Kein Element des Periodensystems ist in sich fest, jedes schwingt. Schwingungen sind die Folge eines rhythmischen Ausgleichs aufeinander einwirkender Kräfte, sind also ein Konsensprodukt. Information basiert auf Schwingungsmustern. Das, was wir für Materie halten, schwingt, ist somit nicht nur ein rhythmisches Konsensprodukt sondern auch Teil eines informatischen Universums, in dem alles mit allem kommuniziert.

Das verändert die Evolutionstheorie: sinnlosen Puzzleteilchen ist es nicht gegeben, durch zufällige Kombination ein sinnvolles Bild zu erzeugen. Das Bild ist vorher da, gibt jedem Puzzleteilchen Inhalt und Bezug. Nicht der Zufall, nicht das Überleben ist das oberste Prinzip der Evolution sondern die Logik des sozialen Konflikts der in einen Konsens mündet!

Diesen vorgegebenen Weg vom Konflikt zum Konsens folgt auch die Entwicklung lebendiger Wesen: sie sind Produkte des eigenen Wollens, ihres Strebens nach Besonderheit und der hemmenden Bedingungen, die das Umfeld ihrem Wollen entgegen stellt. Bewegungswille als Wunsch zur Absonderung (Besonderung) trifft auf Bewegungsbedingung und tritt an diesem Ort als ein sich bewegendes aber Bedingungen unterwerfendes Konsensgebilde in Erscheinung.

Lebendige Wesen formen sich also im Spannungsfeld zwischen emotionalem Antrieb und äußerer Bedingtheit aus. Selbst als fertige Form unterliegen sie noch dem anhaltenden Zwang, sich ständig mit äußeren „Interessen“ ausgleichen zu müssen. Genau an dieser Grenze benötigt ein Lebewesen Strategien, die es ihm ermöglichen, zwischen den Ausbrüchen eigenen Wollens, seiner kompromisslosen Emotionalität, und den unvermeidlichen Bedingungen der Außenwelt Konsens herzustellen. Gerade weil Erfüllung meist unmöglich ist, muss Diplomatie einspringen. Diese Rolle des Diplomaten obliegt dem Bewusstsein. Damit meine ich, das Bewusstsein hat Vorstellungen zu erzeugen, die die Emotionalität befrieden, indem sie ihr Erfüllung vorgaukeln.

Ein Beispiel: Für ein soziales Wesen geht es nicht nur um soziale Akzeptanz sondern vor allem um soziale Besonderheit. Fordert man nun von ihm soziale Unterordnung, muss dieses Defizit an Besonderheit durch eine kompensierende Vorstellung ausgeglichen werden. In Kollektiven geschieht dies meist durch die Vorstellung der Bedeutung, die man durch Zugehörigkeit erlangt (vom Sekten- bis zum Nationalbewusstsein).

Kein Lebewesen, keine soziale Gemeinschaft kann ohne Vorstellungen, man kann auch sagen Illusionen, auskommen. So wie das Bewegungsorgan mit Bewegungswille und Bewegungsbedingungen identisch ist, so ist das Bewusstsein mit seinen Vorstellungen, die es die Realität ertragen lassen, identisch.

In modernen Demokratien müssen künftig die Vorstellungen der kollektiven Besonderheit durch die der eigenen Verantwortlichkeit für das Kollektiv ersetzt werden. Die Besonderheit des einzelnen Mitglieds begründet sich in seinem sozialen Engagement, seiner Bereitschaft verantwortlich zu sein. Er tritt Verantwortung nicht mehr völlig ab.

Sein Credo lautet, nicht die da oben haben Schuld, ich habe Schuld, weil ich es zulasse.

 

Krankheit ist letztlich nichts anderes als Emotionalität, die durch keine Vorstellung befriedet werden kann. Der Konflikt drängt zur Lösung, wird bei Unlösbarkeit chronisch, das Unlösbare führt letztlich zur Selbstauflösung im Tod.

Der Tod ist somit kein Problem der Abnutzung sondern Erstarrung im Vertrauten. Je größer das Verlangen nach Gewissheit, Sicherheit ist, desto mehr und mehr verringert   sich unsere Anpassungsfähigkeit, desto mehr ziehen wir uns aus dem sich unentwegt wandelnden Bedingungsgefüge der Wirklichkeit in uns selber zurück.

Dies führt zum Schluss, so wie wir Krankheit sehen, so sehen wir die Welt! Eine Revolutionierung der Krankheitssicht bedeutet also auch eine Revolutionierung der Interpretation der Wirklichkeit!

Für all jene, die vielleicht Schwierigkeiten haben, dieses Konzept anzudenken. Es geht nur um einen Satz: 

  • Die Welt ist informatisch, also nicht aus Materie sondern aus Energie und Information aufgebaut.
  • Wenn dieser Satz richtig ist, ist Krankheit keine Abnutzungserscheinung, kein Materialdefekt sondern ein innerer Widerspruch. Das soziale Umfeld des Kranken hat sich als Folge seiner eigenen Entwicklung oder externer Ereignisse in einer Art und Weise verändert, dass seine „Programmierung“ (Emotionalität) nicht mehr passt.
  • Will man Krankheiten behandeln, muss man diesen Widerspruch finden und lösen.

Es geht also nur darum, ob die Annahme einer informatisch aufgebauten Realität richtig ist. Wenn ja, sind alle anderen Argumente zwingend.

 

 

 

  1. Was Wissenschaft eigentlich ist:

Ein Kapitel über die Frage, ob etwas, das als wissenschaftlich gesichert gilt, tatsächlich sicher ist.

All das bisher von mir gesagte erscheint logisch, zumindest erscheint es mir logisch. Das muss aber bei Menschen, deren innerer Kompass auf Bestandswahrung ausgerichtet ist, nicht unbedingt auch als logisch nachempfunden werden.

Im Gegenteil, man könnte an meinen Argumenten das Fehlen eines statistischen Beweises bemängeln, die Behauptung, dass Symptome eine Botschaft hätten, als willkürlich bezeichnen oder die Widerspruchstheorie als Erfindung abtun….

ALLES UNWISSENSCHAFTLICH!?

Was unterscheidet also Wissenschaft von „Unwissenschaft“, Wissenschaftler von „Unwissenschaftlern“?

Schafft die Theorie K. POPPERS (1902 – 1994) von der Falsifikation Sicherheit? Ist damit die Frage beantwortet, wie ein Forscher von der Beobachtung zu wissenschaftlicher Erkenntnis gelangt, wie es möglich ist, aus endlich vielen Beobachtungen ein allgemeines Gesetz zu erschließen, das für unendlich viele Fälle gilt?

Dies, so meint er ganz richtig, sei unmöglich. Man sollte daher nur Hypothesen aufstellen, diese lassen sich zwar nicht bestätigen aber widerlegen oder falsifizieren.

Tja, womit falsifizieren?

  1. POPPER meint, mit den allgemein anerkannten wissenschaftlichen Paradigmen (das sind die allgemein anerkannten Hintergrundannahmen also die Wahrheit, von der der Zeitgeist behauptet, das sie gesichert sei).

Was aber ist sicher?

Der U.S Amerikaner C.S. PEIRCE (1839 – 1914) ist Begründer einer Konsenstheorie, nach der ein Konsens aller möglichen Gesprächspartner unter idealen Bedingungen mit der Wahrheit gleichzusetzen ist (Verifizierung).

  1. POPPER war dieser pragmatische Konsens, der das Problem in sich trägt, ein Konsens der Mächtigen zu sein, wohl nicht geheuer, also hat er das umgedreht. Er geht von

gesicherten Daten aus. Nun, die gibt es aber leider nicht in der Qualität, wie POPPER sie bräuchte. Hat man sich auf die „gesicherten“ Daten zu einigen, wie es in der Biologie fast immer der Fall ist, sind wir wieder bei PEIRCE. Die Welt bleibt wie bisher nur eine angenähert erkannte, allerdings, mit der Vorstellung gesicherter Daten hat POPPER um sie einen Zaun gezogen, innerhalb dem jedes Forschungsresultat diesen Daten entsprechen muss, weil es ja sonst der Falsifizierung zum Opfer fällt. Da lob ich mir PEIRCE, er macht sich wenigstens keine Illusionen.

Problem: Beide setzen auf ihre Weise auf die Vernunft, sie wird es schon richten. Beide schmeicheln mit der Konsenstheorie oder der Behauptung gesicherter Daten dem Selbstgefühl des Wissenschaftlers als Quell der Weisheit. Das ist innerhalb akademischer Hierarchien nicht gerade karrierehinderlich.

 

Der österreichische Philosoph, P. FEYERABEND (1924 – 1994), wendet dagegen ein (er zitiert hier Hugh Trevor-Roper: Essay: The European Witch Craze, New York, 1969):

es war nicht die Vernunft (der Rationalismus), die den Hexenwahn beendete. Um ihn zu beenden, bedurfte es einer Änderung des Bewusstseins. Die intellektuellen Angriffe auf den Hexenwahn scheiterten nicht an der Unvernunft der Hexengläubigen sondern daran, dass die Grundannahmen der Hexentheorie „empirisch“ bestätigt waren. Ganz wie die heutigen Experimente und ihre standardisierten Deutungen hat die Hexentheorie nur ganz bestimmte Daten aufkommen lassen und damit ihre eigene Bestätigung hervorgebracht.

Hier möchte ich ergänzen, mit dem zu ändernden Bewusstsein ist wohl der Zeitgeist gemeint.

Jede einzelne von uns als richtig erachtete Theorie, sagt FEYERABEND, ist von einem Meer von Unstimmigkeiten umgeben.

Ein Beispiel: Eine Theorie mit qualitativen Mängeln ist die Newtonsche Farbenlehre. Nach ihr besteht das Licht aus Strahlen mit verschiedener Brechbarkeit, die sich trennen, wiedervereinigen oder brechen lassen, die aber ihren inneren Aufbau nie verändern und eine sehr geringe Breitenausdehnung im Raum haben. Bedenkt man, dass die Oberfläche von Spiegeln viel gröbere Unebenheiten aufweist als die Breite der Strahlen,  so stellt sich die Strahlentheorie als unvereinbar mit dem Vorhandensein von Spiegelbildern heraus (wie Newton selbst zugibt): wenn das Licht aus Strahlen besteht, dann müsste sich ein Spiegel wie eine raue Oberfläche verhalten d. h. für uns wie eine Wand aussehen.

FEYERABEND nennt noch andere Beispiele, für meine Sichtweise ist aber speziell die Spiegelung interessant. Zum einen, weil sich hier die Grenzen der „objektiven“ Wissenschaft eindrücklich zeigen, zum anderen, weil ich ja bei meinen Symptomenanalysen emotionale Gegenseitigkeit als Voraussetzung und Grundlage aller Sinneswahrnehmungen gesetzt habe.

Wenn also Sehen ein emotionaler Vorgang ist, in dem das Sehen ein Gesehen-Werden voraussetzt, so ist eine Spiegelung nichts anderes als ein Nur-Sich-Selber-Sehen, weil es an sozialer Gegenseitigkeit fehlt. Man entzieht sich entweder der Wahrnehmung durch den anderen oder der andere entzieht sich meiner Wahrnehmung.

Das bedeutet, ich stehe einem Gegenstand gegenüber, sehe ihn aber nicht wirklich, weil ich keine Verbindung zu ihm habe, mein Bild wird zurückgeworfen. Mangels Gegenseitigkeit kann ich nur mich erkennen.

Das gibt in gewisser Weise dem Philosophen FICHTE (1762 – 1814) Recht, wenn er sagt, Erkennen ist eine Tathandlung. Das Ich setzt sich durch seine Taten, erfährt dadurch sich selbst,  die Welt ist Produkt des Ich.

Ob das für die ganze Welt zutrifft, wie er meint? Für mich fehlt in seiner Philosophie die Gegenseitigkeit, der soziale Konsens. Auf das Spiegelbild trifft sie jedoch zu, für mich ist es tatsächlich ein einseitiges Produkt des Ich.

Ich hab an anderer Stelle erwähnt, dass sich Menschen, wenn sie miteinander kommunizieren, ineinander hineinversetzen. Also über die  Eigenwahrnehmung den anderen wahrnehmen. Aus dem Vergleich, ergibt sich das Bild von ihm, das im Grunde immer ein Konsens meines Selbst mit dem des anderen ist.

Hier wird das Bibelwort verständlich das da lautet, Du sollst Dir kein Bild von mir (Gott) machen. Die Autoren haben wohl geahnt, dass ein Bild von Gott, das Menschen sich machen, letztlich nur eine Spiegelung ihrer selbst sein kann.

Bei der Spiegelung nimmt man also nur sich selber wahr. Das geschieht, wenn mein Gegenüber keine emotionale Verbindung zulässt (beim Spiegelbild), bzw. wenn ich mich emotional auf mein Gegenüber nicht einlasse. Ich projiziere mich in ihn hinein, nehme ihn in seiner Eigenart tatsächlich nicht wahr, grenze ihn aus (bei Vorurteilen, Verhören, therapeutischen Befragungen etc.).

Ausgrenzen und Ausgegrenzt-Werden verhindert also, dass ich etwas anderes als mich selber wahrnehme. Wahrnehmen, Erkennen beruht auf emotionaler Auseinandersetzung, Gegenseitigkeit, ist also mit Konsens verknüpft. Wird jede Annäherung verhindert bzw. halte ich mich aus dem anderen raus, gibt es keinen Konsens, ich sehe nur mich selber.

Das ergibt auf physikalischer Ebene keinen Sinn, auf der emotionalen Ebene ist es logisch.

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Das Spiegelbild ist also eine Metapher für fehlenden sozialen Konsens. Der spiegelnde Gegenstand verschließt sich jeder Gegenseitigkeit, wirft alles zurück. Somit ist auch dieser Gegenstand abgesondert, auf sich zurückgeworfen.

Die heutige Wissenschaft steht genau an dieser Grenze. Ihr Wachstum, das sich in optischen Geräten, der Fotografie u. a. eindrücklich beweist, ist zum Stillstand gekommen. Das Phänomen der Unmöglichkeit des Spiegelbilds, das Newton und seine Nachfolger lange Zeit übergehen konnten, ist wie eine Metapher für alle Wissenschaftssparten. Nur über seine Erklärung kann es weiteren Fortschritt geben.

FEYERABENDS Resümee bezüglich POPPERS Falsifikation ist negativ. Er sagt, wissenschaftlicher Fortschritt muss methodologische Regeln verletzen, um vorwärts schreiten zu können.

Was ist also ein Wissenschaftler?

In der unbewussten Vorstellung der Mehrheit ist es ein universitär ausgebildeter Mensch, der im Garten zeitgeistiger Hintergrundannahmen den Boden bearbeitet, sich dem Zaun gesicherter Daten nicht mal nähert und alles, was innerhalb dieses an Unvertrautem wächst, mit seiner universitären Harke entfernt.

In meiner Interpretation, die sich der FEYERABENDS  verbunden fühlt,  haben Wissenschaftler ein Gefühl oder Auge dafür, wo was Unvertrautes aus dem Boden sprießt: sie fragen sich, was das ist, suchen nach Zusammenhängen und gehen diesen, wenn sie logisch sind, unbeirrt nach.

In seiner Abhandlung über wissenschaftliche Revolutionen stellt der amerikanische Autor  T. KUHN (1922 – 1996) im Gegensatz zu K. POPPER fest,

ob eine wissenschaftliche Revolution tatsächlich eintritt, ist von außerwissenschaftlichen Faktoren abhängig, vor allem den politischen Machtverhältnissen und nicht von einer inneren und äußeren Stimmigkeit. Die Aufklärung, die im 17. Jahrhundert begann, ist also sehr viel weniger ein Kind der Vernunft als allgemein behauptet wird, sie beruht auch auf dem politischen Kalkül des französischen Sonnenkönigs, der seine Legitimität von Gott (= der Kirche) lösen will. Der Staat, sagt er, bin ich. Diese Ehre ließ wenige Jahre davor der Philosoph HOBBES in England seinem König zukommen.

FOUCAULT (1926 – 1984): Jede Gesellschaft hat ihre eigene Ordnung der Wahrheit, die vorschreibt, wie wahre Diskurse auszusehen haben.

Resümee: Wahr ist nur, was wahr sein darf.

Tja, wie soll man Wissenschaft Menschen begreiflich machen, die nur wissen, was unwissenschaftlich ist. Mit logischen Argumenten wird man der Lage nicht Herr, das war schon bei Hexenprozessen nicht möglich.

Das bedeutet, die Vorstellung einer exakten Wissenschaft ist nur ein Gespenst, das in universitär ausgebildeten wissenschaftlichen Köpfen herumgeistert. Die erzählen es dann den Menschen und die glauben ihnen, weil sie ja ausgewiesene Fachleute sind.

Der Amerikanische Philosoph W. QUINE (1908 – 2000) lehnte den logischen Positivismus POPPERS ab.  Er meinte, ob man eine wissenschaftliche Hypothese bei einer ihr widersprechenden Beobachtung fallen ließe oder nicht, ob man aus ihr den Schluss zöge, dass nur eine unbekannte Störung aufgetreten oder alles falsch sei, ist reine Ermessenssache.

JOHN DEWEY (1859 – 1952), ebenfalls Amerikaner, meinte, es kommt nicht darauf an, ob Ideen wahr oder falsch sind, sondern bloß darauf, dass sie sozial nützlich sind.

Das ist wohl richtig, gilt es doch für jede mathematische Formel. Sie ist nicht mehr als ein rhythmisches Muster, das sich in der Realität bewährt. Mehr ist Menschen in dieser Welt derzeit nicht möglich.

Ich sehen also mein Verfahren wie eine mathematische Formel, bewährt es sich, ist es gut, bewährt es sich nicht, ist es ein Drama.

Warum? Seine innere Logik sollte gerade Wissenschaftlern einleuchten, es müsste also funktionieren. Es ist wie mit der Homöopathie. Sie ist, wenn man ihre Geschichte betrachtet, logisch und mit Sicherheit kein „Glaubensphänomen“. Wenn sie also versagt, wurde etwas falsch gemacht, irgendwo steckt ein Fehler (siehe oben W. QUINE).

Am Schicksal der Homöopathie sehen wir, wie die Welt tickt. In allen Bereichen, die nicht wie die Technik funktional überprüfbar sind, gibt es eher ideologische und keine rationalen Auseinandersetzungen.

Man darf das nicht nur negativ sehen: Wissenschaftler sollen nicht nur Grenzen überschreiten, sie sollen sie auch sichern. Getreu meiner Widerspruchstheorie ergibt sich daraus ein chronischer Konflikt, man kann auch sagen, die chronische Krankheit der Wissenschaft.

Überschreitet man die Grenzen begibt man sich in Widerspruch zur Tradition, überschreitet man sie nicht, hält man an alten Irrtümern fest.

  1. FEYERABEND hat sich übrigens mit der Kritik an POPPER und seiner Positivismuskritik keine Freunde gemacht, ganz im Gegenteil. Er hat mal gesagt, meine größten Kritiker sind die, die mich gar nicht gelesen haben. Besser kann man es wohl nicht sagen, wie schwierig die Lage nicht nur hier ist.

Dennoch will ich jetzt versuchen zu erklären, warum ich glaube, dass meine Vorgangsweise logisch ist.

 

 

  1. Entwurf eines anderen Weltbilds:

… es scheint hinter oder über dem Tatsächlichen und Manifesten eine echtere haltbarere und sinnvollere Wirklichkeit zu geben… (H. HESSE 1877 – 1962)

Dieses Kapitel befasst sich mit den Wegen hinter dieses Manifeste, wo man die Dinge weder sehen noch messen kann, wo es keine Fachliteratur sondern bestenfalls logische Anhaltspunkte gibt.

Der Blickwinkel der nun folgenden Interpretation der Wirklichkeit stützt sich auf die Philosophie des Deutschen Idealismus´. Naturgemäß ist es eine Wirklichkeit, die wohl anders aussehen würde, wenn ich versucht hätte, dem wissenschaftstheoretischen Ansatz POPPERS oder anderer positivistischer Philosophien zu genügen. Warum mir das nicht möglich ist, ist Inhalt dieses Artikels.

 

Über traditionelle Missverständnisse:

Die klassische wissenschaftliche Denkweise beruht auf der schlichten Überzeugung, dass nur das wahr sein kann, was man messen oder wenigstens sinnlich erfahren kann. Es ist naturgemäß nicht zu leugnen, dass dieser Ansatz in den vergangenen Jahrhunderten große Fortschritte gebracht hat, nun aber erschwert er durch Ausgrenzung von Ansätzen, die nicht in dieses Konzept passen, jeden weiteren.

Die Wissenschaft hat nämlich sowohl im submikroskopischen als auch astronomischen Bereich die Grenze der unmittelbaren Erfahrbarkeit erreicht. Um sie überschreiten zu können, braucht es einen anderen Zugang. Um neue Erkenntniswege zu öffnen, können logische Konzepte der  Philosophie als richtungsweisende Alternativen dienen.

Im Falle der Homöopathie und ihrer „Unmessbarkeit“ komme ich nochmals auf die Feststellung D. HUMES (1711-1776) zurück.

Er sagt, die Wirklichkeit ist ein Gefüge gedachter Konstruktionen, sie existiert nur in unserer Vorstellung, wir haben keinen unmittelbaren Zugang.

  1. KANT (1724-1804) ergänzt, dass Sinneswahrnehmungen durch die Formen des Verstandes bestimmt sind, dass also der Verstand sich seine Wirklichkeit aus Raum und Zeit schafft.

Das bedeutet, welche Ursachen uns von außen her die Sinneseindrücke vermitteln, darüber können wir nichts sagen. Unsere Wahrnehmung wird durch die Möglichkeiten unserer Sinne begrenzt. Würden uns nur zwei statt drei Raumdimensionen gegeben sein, würden wir wie auf einem Blatt Papier leben, alles wäre für uns flach, obwohl es in Wirklichkeit plastisch ist.

Das Wissen um die Gebundenheit an die raum-zeitliche Sichtweise stellt naturgemäß auch die traditionelle Auffassung, was Materie sei, in Frage. Die Existenz einer aus festen Teilchen bestehenden Materie ist in diesem Rahmen nicht haltbar, sie wird auch von jüngeren Theorien der theoretischen Physik (Stringtheorie) nicht aufrecht erhalten:

So schreibt Brian GREENE, er ist Physiker und Professor an der Columbia Universität in New York, in seinem Buch, Das elegante Universum, BTV-Verlag (S. 176):

Obwohl die Stringtheorie mit der bisherigen Vorstellung von strukturlosen Elementarteilchen aufräumt, sind alte Sprachgewohnheiten hartnäckig, besonders wenn sie bis hin zu wirklichen Abständen eine genaue Beschreibung der Wirklichkeit liefern. Wir werden uns daher an die übliche Praxis halten und weiterhin von „Elementarteilchen“ sprechen, doch darunter immer verstehen: „Dinge, die wie Elementarteilchen erscheinen, tatsächlich aber winzige schwingende Strings sind“.

Mit gutem Recht können daher Homöopathen der Feststellung, dass in den homöopathischen Arzneien nichts drin wäre, mit der Feststellung, dass im ganzen Universum nichts drin wäre, begegnen.

Es erklärt sich so wie von selbst, warum die Homöopathie mit Informationen umgeht, die nicht manifest sind und daher Flüssigkeiten als Träger brauchen. In der Natur stünde dieselbe Information sichtbar, begreifbar zur Verfügung, dennoch wird sie verrieben, verdünnt, geschüttelt, ehe e sie als Arzneimittel verwendet wird. Wo liegt der Unterschied zwischen unsichtbarer und sichtbarer Information? Wie ist es möglich, dass sich „Körperliches“ in „Geistiges“ auflöst? Wie sieht es mit dem umgekehrten Weg aus? Unter welchen Bedingungen „verkörpert“ sich „Geistiges“ in sinnlich wahrnehmbare Form?

Der Vorgang der homöopathischen Arzneimittelherstellung gibt hier einige Hinweise. Der Schüttelvorgang, bei dem ein Ausgangsstoff mit einem Lösungsmittel verdünnt und danach „verschüttelt“ wird,  entspricht einer Auseinandersetzung zwischen diesem Ausgangsstoff und dem flüssigen Lösungsmittel. Hier ist anzumerken, jeder Stoff hat informatische Präsenz in Form einer Haltung oder eines Inhalts. Somit treffen beim homöopathischen Schüttelvorgang zwei „Haltungen“, eine fixe und eine flexible, aufeinander.

Im Zuge dieses Konflikts prägt sich der dominante Inhalt des Ausgangsstoffs in den „nachgiebigen“ der Flüssigkeit ein.

Der umgekehrte Weg, also der der Manifestation, Verfestigung, müsste daher einer der zunehmenden „Verdichtung“ sein. Mir ist keine physikalische Prozedur bekannt, die Information in sinnliche Wahrnehmbarkeit, also Sichtbarkeit, Hörbarkeit, Fühlbarkeit überführen könnte. So, wie man aus einem Spiegelbild den Körper nicht extrahieren kann, so ist es auch unmöglich, ein homöopathisches Mittel zu einer manifesten Form zu verdichten.

Die homöopathischen Phänomene verweisen also auf eine informatische Welt, in der Materie nur virtuelle Erscheinung ist. Es gibt keine feste Materie sondern nur informatisch-energetische Zustände, die wir im Rahmen unserer Sinnlichkeit als fest erleben. Wäre es anders, würde die homöopathische Wirkung nur auf Placebo-Effekten beruhen, wäre die mühsame Suche nach dem zum Patienten passenden Mittel, dem Simile, überflüssig.

Hindernis ihrer Akzeptanz ist die Auffassung der traditionellen Naturwissenschaft, dass die physikalischen und chemischen Reaktionen, die sie als Träger des Lebens anerkennt, sowohl im lebendigen Organismus als auch im Reagenzglas mechanische Abläufe, also das Wirken inhaltsloser Kräfte und Prinzipien sind.

Man beachte das Paradoxon! Inhaltsloses erzeugt Inhalt, Totes erzeugt Leben….

Das kann nicht stimmen! Das Leben kann nur das logische Produkt energetischer und informatischer Phänomene sein.

Im Universalienstreit, der seit Platon und Aristoteles zwischen den Denkrichtungen der beiden hin- und her wogt, geht es um die Frage, ob das Ding aus einer Idee (Platon, Idealismus) oder die Idee vom Ding (Aristoteles, Materialismus) abgeleitet sei. Im Sinne obiger Erkenntnisse wäre der Streit eher zugunsten von Platon zu entscheiden.

  

Die Geschichte der Signaturen:

Mit großem Gespür für das Wesenhafte hinter den Dingen hat T. PARACELSUS (1493 – 1541) die Signaturenschau als wahlanzeigenden Ansatz bei der Auswahl von Arzneimitteln empfohlen. Bei der Signaturenlehre, die in ihm ihren bekanntesten medizinischen Vertreter hat, geht es um die Frage, wie man in der Natur zur Heilung taugliche Substanzen erkennen kann. Damit sind Zeichen oder informatische Prinzipien gemeint, die vom Aussehen eines Dings auf seine therapeutische Potenz schließen lassen. Während Paracelsus seine Entsprechungen vor allem aus seiner Laborerfahrung schöpfte, wo er mit Schwefel, Quecksilber und Salzniederschlägen umging, suchten sie andere in der Betrachtung der äußeren Gestalt von Pflanzen. Sie gingen davon aus, dass sich im äußeren Erscheinungsbild, der Signatur der Pflanze, ihre innere Qualität, ihre Heilwirkung offenbart.

Zum Beispiel sollte das der Leber gleichende Blatt eines Leberblümchens der kranken Leber helfen oder ein mit Spitzen stechendes Pflanzenblatt sollte gegen stechende Schmerzen gut sein. Die Signatur galt als das von der Natur allem Wachsenden mitgegebene spezifische Zeichen, das die in seinem  Inneren verborgene Wirkkraft (Virtus) sichtbar anzeigt. Bei Paracelsus selbst waren es eher vertraute Begriffe aus der Metallgewinnung, die er in der Eigenart des Patienten wiederzuerkennen meinte.

Das Verfahren hat also unterstellenden Charakter, weshalb der Anteil an Fehlurteilen bei dieser meist simpel geführten Interpretationsweise inakzeptabel hoch ist. Die Aufklärung hat daher gleich die ganze Theorie über Bord gehen lassen und sie durch eine ebenfalls wackelige ersetzt, dass nämlich nur das, was wir unmittelbar messen oder sinnlich wahrnehmen können, objektive Wahrheit sei. Dennoch hat die Signaturenlehre in abgewandelter Form in der symbolischen Medizin überlebt. Die Ableitung der Symptomenbedeutungen stützt sich hier auf die therapeutische Erfahrung, dass gewisse Krankheitsbilder mit bestimmten Menschenbildern und sozialen Zusammenhängen verknüpft sind. Daraus ergab sich der Schluss, dass die Symptome und damit  auch die Krankheiten eine Botschaft haben. Die Arbeiten von R. DAHLKE standen daher auch am Anfang meiner eigenen.

Der homöopathische Arzneimitteltest, bei dem Testpersonen homöopathische Mittel so lange einnehmen, bis sich an ihnen Symptome entwickeln,  ist eine Methodik der indirekten  Beobachtung dieser Zusammenhänge. Das auf diese Weise erstellte Symptomenmuster macht die Tatsache, dass Krankheitsbilder durch Arzneimittelbilder beeinflusst werden können, über Testpersonen erfahrbar.

Die viel kritisierte Abwesenheit materieller Inhaltsstoffe bedeutet, die homöopathischen Arzneimittel besitzen nur die Information, die beim Schüttelvorgang, er ist wie schon erwähnt eine Metapher für einen sozialen Konflikt,  vom Ausgangsstoff auf das Lösungsmittel übergeht. Information und Schwingung bedingen einander, also handelt es sich bei den homöopathischen Arzneimitteln um schwingende Inhalte!

 

Einfache schwingende Formen:

Wasserwellen sind einfache schwingende Formen der makroskopischen Erkenntnisebene. Es braucht für ihre Entstehung das Aufeinandertreffen von Kräften,    z. B. aufeinandertreffende Strömungen verschiedener Richtung oder verschiedener Stärke, Wasser und Wind, strömendes Wasser und Widerstände. An ihrem Kollisionsort kommt es zum rhythmischen Abgleich der aufeinander einwirkenden Kräfte. Daraus entstehen Wellen als Konsensprodukt.

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     – Alle Arten von Schwingungen, auch elektromagnetische, sind Konsensprodukt der Auseinandersetzung von  Kräften.

     – Der Wellenaspekt der String-Theorie geht davon aus, dass das, was wir Materie nennen, Schwingungsform ist. Sie muss also Konsensprodukt von Kräften sein.

Plötzlich erscheint die Dialektik des Philosophen HEGEL (1770 – 1831) in sich begreiflich. Der Ausgleich zweier dynamischer Gegensätze führt nicht zur Aufhebung des Einen durch das Andere sondern er führt zur Entstehung von Form, also eines vorher noch nicht vorhandenen Dritten.

Dem entspricht im Wesen die Wellenentstehung, sie ist das dialektische Produkt der Auseinandersetzung gegensätzlicher Kräfte. Das Entstehen des vorher noch nicht vorhandenen Dritten ist das Entscheidende an dieser Philosophie, weil sie die Dynamik der Welt erklärt. Nichts ist statisch, sagt HERAKLIT (500 v. Chr.), alles fließt, alles entwickelt sich weiter.

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  • Alles, was existiert, hat informatischen Gehalt. Jedes Element des Periodensystems ist somit Informationsträger und besitzt zwangsläufig Wellennatur. Ganz im Sinne der Wellenentstehung sind somit auch die Elemente Schwingungsprodukt aufeinandertreffender Kräfte.
  • Dass Elemente fest sind und in sich weiterschwingend ewigen Bestand zu haben scheinen, könnte auf ihre Entstehung unter den enormen Kräfteverhältnissen des Urknalls oder nachfolgender ähnlicher Prozesse zurückzuführen sein. Jede Explosion repräsentiert die Auseinandersetzung fundamental gegensätzlicher, einander widersprechender, unvereinbarer Emotionen:

Ein absolutes ICH-WILL trifft auf ein anderes, absolut entgegengesetztes ICH-WILL.

Es kommt zu keinem Konsens!

Im Universum sollte es aber ebenso um den Abgleich zwischen

ICH und NICHT-ICH, SUBJEKT und OBJEKT gehen, der letztlich in einen

Konsens – STRUKTURBILDUNG – mündet.

  • Die Elemente sollten also Konsensgebilde aus diesem Urkonflikt und nachfolgender ähnlicher Konflikte sein. Jedes für sich muss Information in sich tragen, die den dennoch möglichen Kompromiss, den Konsens beschreibt.
  • Wenn unser Universum in der Lage ist, durch logische Kombination seiner Elemente Leben zu erzeugen, muss dieses Leben als emotionale Logik von vorne herein vorhanden sein. Sinnlosen Puzzleteilchen ist es nicht gegeben, durch zufällige Kombination ein sinnvolles Bild zu erzeugen. Das Bild ist vorher da, gibt jedem Puzzleteilchen Inhalt und Ort. Diesen Kriterien folgend können sie sich im Zuge einer allmählich voranschreitenden Evolution nach und nach zu genau diesem Bild vereinen.
  • Der informatische Gehalt der im homöopathischen Arzneimitteltest untersuchten Elemente verweist auf soziale Inhalte, die mit fundamentalen egoistischen Triebbedürfnissen beginnen und von Element zu Element weiterschreitend in sozialen Wertstrukturen enden. Danach beschreibt jedes Element im Kern eine soziale Verhaltensweise.

Das überrascht nicht, war doch jedes einzelne aus einem KONSENS hervorgegangen. Eben weil das Soziale zur Sozialisation, also zum Konsens, neigt, vereinigen sich Elemente nicht zufällig sondern folgen sozialen Vorgaben.

Das bedeutet, das Soziale ist ein emotionales Bedürfnis, dem die Vernunft als reflektierender nicht jedoch als bestimmender Beobachter gegenüber steht.  

 

Das Periodensystem der Elemente:

In meinem Buch, Neue Materia Medica der Motive, habe ich mich wie schon vor mir Jan SCHOLTEN mit dem Periodensystem der Elemente auseinandergesetzt. In der Abfolge der in Oktaven gereihten Elemente jeder Periode (siehe Abb. unten: Periodensystem) zeigt sich ein sozialer Anpassungsprozess, wie er auch für die Evolution des Lebens charakteristisch ist:

Jeder Anpassungsprozess beginnt im ersten Schritt (1. Element) mit einem unreflektiert vorgetragenen Anspruch, einem  ICH WILL, der im zweiten Schritt (2. Element) den sozialen Umständen (dem äußeren ICH WILL) angepasst wird.

Was im ersten Schritt gefordert wird, wird im zweiten in einen Konsens umgesetzt.

Das Periodensystem besteht aus sieben Ebenen mit jeweils eigener Thematik, den einzelnen Perioden. Jede Periode besteht aus Elementen, deren jeweilige Gesamtzahl einem Oktavenrhythmus folgt. Das heißt,

  • innerhalb einer Periode steht jedes Element für einen Schritt,
  • wie schon beschrieben wechseln einander Schritte der Äußerung und folgender Anpassung ab,
  • der letzte Schritt endet in der „idealen“ Anpassung an das Thema der Periode.

Die Perioden bearbeiten somit vom ersten bis zum letzten Element weiterschreitend Themen des Erwachsenwerdens und des Erwachsenseins in Form von Normen sozialer Gegenseitigkeit, wobei im jeweils abschließenden Element, dem Edelgas, die maximale „Gegenseitigkeit“ in Form eines Rückzugs auf sich selbst erreicht wird:

     Das Periodensystem der Elemente:

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Ein Beispiel: die 3. Periode, Natrium – Argon, ist die Ebene der partnerschaftlichen Beziehung, die Beziehungsebene. Ihr Thema ist der Erwerb der beziehungsnotwendigen Attraktivität. Das Wissen, welche Periode für welches Thema zuständig ist, entstammt wohl nicht nur der Homöopathie, es wird aber durch ihre Arzneimittelinhalte gestützt.

Diese soziale Thematik partnerschaftlicher Beziehung wird von Element 1, Natrium, bis Element 4, Silizium, Schritt für Schritt nach obigem Schema entwickelt. Um Beziehung zu haben, hat man nämlich zuerst selber sozial attraktiv zu sein. In den nächsten Schritten ab Element 5, Phosphor, bis Element 7, Chlorum , werden die Ansprüche an die eigene wie die Attraktivität anderer in eine sozial mögliche Gegenseitigkeit umgesetzt.

Im 7. Element, Chlorum, kommt es daher zu der maximal möglichen partnerschaftlichen Abstimmung des Ichs mit dem Nicht-Ich, im 8. und letzten Element, Argon, erfolgt als Ideal ein Rückzug ins Ich, also auf sich selbst. Die Partnerschaft mit sich selbst  erscheint unter den in der Welt gegebenen Beziehungsbedingungen die einzige sichere Möglichkeit, totale Erfüllung, also ideale Beziehungsharmonie, zu erfahren.

Zusammenfassend kann man sagen, die Untersuchung der sozialen Bedeutungen von Elementen erfolgte über den homöopathischen Arzneimitteltest. Von ihm stammt das Wissen um die sozialen Inhalte.

Ausgehend vom Kernkonflikt, dass jede Äußerung eines Anspruchs, ICH WILL, unvermeidlich auf ein anderes ICH WILL, also Widerspruch, stößt, geht es stets darum, ob Anspruch und Widerspruch einen nach sozialen Kriterien akzeptablen Konsens finden können.

Jedes Element ist somit Ausdruck eines Anpassungserfolgs. Das Periodensystem  „erzählt“ von einer schrittweisen Auseinandersetzung des Ichs mit den sozialen Bedingungen, die von der 1. Periode zur 6. Periode aufsteigend immer wieder in der Erkenntnis mündet, dass die Gegenseitigkeitsbedingung selbst in der vorletzten Gruppe jeder Periode, Gruppe 7, nur kompromisshaft erfüllt ist, dass der Begriff, Gegenseitigkeit, in sich schon den Widerspruch trägt, der das angestrebte soziale Ideal (ideale Sozialisation) letztlich verhindert.

Auf der Begriffsebene schließen sich Gegenseitigkeit und ideale Sozialisation (sie toleriert keinerlei Gegenseitigkeit) also aus.

In der 8. Gruppe (Edelgase) zeigt sich, dass man dieses Ideal letztlich nur in sich selber erfahren kann. Der Tod steht für den Rückzug nach innen. Der Himmel, das Jenseits scheint also im Selbst eines jeden eingerichtet zu sein. 

Die 7. Periode des Periodensystems ist die letzte, sie ist die der radioaktiven Elemente. Ihr Thema ist Zerfall, der sowohl für das radikale Enden als auch den radikalen Neubeginn steht.

Wie schon oben erwähnt, wird der unter Gegenseitigkeitsprinzipien maximal mögliche soziale Konsens jeweils im 7., also vorletzten Element, erreicht.  Von den sieben Perioden des Periodensystems haben nur die Perioden 2. und 3. jeweils acht Elemente, sind also Oktaven. Die 1. Periode besteht aus zwei Elementen, die Perioden 4.,5. und 6. sind durch die Nebengruppenelemente (Metalle) erweitert. Dennoch sind auch diese Perioden nach Oktaven strukturiert, sodass Elemente mit der Gruppenzahl 8 Sonderstatus (Edelmetalle) besitzen.

Ein Beispiel: Das Thema der im Text zur Abb. Periodensystem angeführten 3. Periode (Natrium – Argon) ist Beziehung zwischen zwei Partnern:  wie bei allen Perioden wird im 7. Element, hier Chlorum, das Beziehungsmaximum in Form partnerschaftlicher Ausgewogenheit erreicht.

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Alle Elemente mit der Gruppennummer 7, es handelt sich um die Halogene (Salzbildner), repräsentieren demnach das sozial mögliche Ideal im Rahmen des Themas ihrer Periode. Diese sozialen Ideale sind gesetzt, die Behauptung NIETZSCHES von der Beliebigkeit menschlicher Werte ist nur auf der Ebene des sozialen Überbaus – hier ist die Vernunft manipulativ am Werk – richtig!

Die sozialen Grundwerte entstammen also nicht unserer Vernunft, sie sind a priorisch, sie sind in uns also von vorne herein angelegt.

Wir besitzen einen inneren Wertekanon, also ein  gestuftes soziales Regelwerk, aus dem sich auch unser Sozialwert bemisst. Damit ist das unbewusste Gefühl für den sozialen Wert der eigenen Existenz in der Welt gemeint

Die Salzbildner, die Halogene, stehen also für die unter sozialer Gegenseitigkeit maximal mögliche Sozialisation.

Wo ein Mensch steht oder sich hinbewegt, ist nicht eine Frage seines bewussten Willens sondern eine seines Potenzials. Die maximal erreichbare Höhe an persönlichem sozialem Wert ergibt sich aus der Annäherung eines Menschen an das ihm tatsächlich Erreichbare. Ein Mehr an Erfüllung kann man in dieser Welt nicht erlangen.

Der Lebenssinn eines Menschen liegt im Versuch, sein Maximum zu erreichen, indem er ist, was er ist, und dafür das ihm mögliche Äquivalent an erfülltem Dasein erhält.  Es ist sinnlos, sich oder der Umwelt in irgendeiner Weise sozialen Wert vorzuspiegeln. Das von einem Menschen Bleibende, ihn Überdauernde muss in ihm real sein und wirksam gelebt werden.

Im 8. und letzten Element, dem Edelgas, erfolgt nach dem sozialen Maximum das Maximum an individueller Erfüllung, die nur im totalen Rückzug auf sich selber erreichbar ist.

Der Himmel, so scheint es, kann nur im Selbst gefunden werden. In einer Welt, in der man der sozialen Gegenseitigkeit nicht entgehen kann, ist das Ideal nur über den totalen Rückzug auf sich (= Tod) erfahrbar.

Das bedeutet, dass die Edelgase auf pathologischer Ebene auch den inhaltlichen Endpunkt einer Periode repräsentieren, indem sie die Erfüllung des jeweiligen Trieb- oder Beziehungsanspruches verinnerlichen. In sich selber ist sich jeder der „Nächste“ lautet ihre Devise. Sie werden daher unverbindlich und entziehen sich dem Prinzip der Gegenseitigkeit.

In der homöopathischen Praxis sind die Edelgase kaum von Bedeutung.

 

Die Bedeutung der einzelnen Edelgase und ihr Bezug zum Tod:

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Vergleicht man jede Periode mit einem Stockwerk, ergibt sich folgendes Bild:

Helium steht am Ende des 1. Stockes (Abb. oben: Wasserstoff H  – Helium He): im ersten Schritt (Wasserstoff H) geht es um das ICH WILL an sich, man stellt Ansprüche an die Welt, fordert, ohne Forderungen erfüllen zu wollen. Im zweiten Schritt erfolgt schon der Rückzug (Helium He). Es zeigt sich, dieser Anspruch ist unerfüllbar, eine Abstimmung mit der Realität ist nicht möglich. Der Anspruch kann nur edelgastypisch durch Rückzug auf sich selber (Autismus) erfüllt werden.

Der 1. Stock (= 1. Periode) ist damit nach zwei Elementen abrupt beendet.

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Neon steht am Ende des 2. Stockes (Abb. oben: Lithium – Neon). Thema dieser Periode ist die Trieb- und Zweckerfüllung, Gegenseitigkeit ist nun unverzichtbar, es handel sich um die Zweckebene.

Ausgehend vom Wunsch nach Trieberfüllung, Lithium, folgen nun sechs Anpassungsschritte an die soziale Realität bis mit Fluor, dem 7. Element der Gruppe, die sozial mögliche Gegenseitigkeit erreicht ist:

Sich durch Trieberfüllung anderer selber Trieberfüllung zu verschaffen.

Die Zweckebene endet mit dem Edelgas, Neon, und der Bereitschaft, Verzicht zu leisten, wer von anderen nichts wünscht, ist sich selber Erfüllung genug.

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Argon steht am Ende der Beziehungsebene (Abb. oben: 3. Stock, Natrium  – Argon): die Anpassungsschritte an das Beziehungsideal wurden bei der Vorstellung des Periodensystems (Abb. oben Periodensystem) bereits näher erläutert. Sie enden in der Erkenntnis, dass man sich selber der beste Partner ist.

In den nächsten Stockwerken, Periode 4., 5. und 6., kommen die Metalle als sogenannte Nebenelemente hinzu. Diese Perioden enthalten deutlich mehr Elemente und sind daher komplizierter aufgebaut. Ich erkläre sie nur mehr im Prinzip:

Krypton steht am Ende der Gruppenebene (4. Stock, Kalium – Krypton): es geht es um Loyalität, deren Ideal, bedingungslose Treue, man letztlich nur in sich selber findet.

Xenon beendet die Darstellungsebene (5. Stock, Rubidium – Xenon): es verzichtet darauf, sich darzustellen, zu kommunizieren, um nicht missverstanden zu werden. Der einzige, der einen versteht, ist man letztlich selber.

Radon steht am Ende der Autoritätsebene (6. Stock, Caesium – Radon): Thema ist die staatsbildende Identifikation mit einer Autorität, Gott, König, Verfassung. Radon findet die ideale Autorität letztlich nur in der eigenen Person.

Neben dem im Periodensystem dominierenden Umgang mit Gegenseitigkeit (also Konsens) zeigt sich bei der Untersuchung der Elemente ein überraschendes Phänomen. Vergleicht man nämlich die Arzneimittelbilder unbelebter Herkunft, also der Elemente und ihrer Verbindungen (Mineralien, Metalle etc.), mit denen belebter Herkunft (Pflanzen, Tiere), lassen sich keine sicheren Kriterien feststellen, die die Lebendigkeit oder Leblosigkeit des jeweiligen Ausgangsstoffes verraten.

Fazit:

Jedes Ding hat emotionale Präsenz und ist dem Druck der emotionalen Präsenz anderer ausgesetzt.

Lebendige Individuen formen unter dem Druck ihrer Ansprüche und dem Gegendruck der sozialen Umstände, also dem Druck der Ansprüche, die andere Individuen oder Umwelteiflüsse auf sie ausüben, ihre Gestalt aus.

Feststoffe, seien es Metalle, Sedimente, Ergussgesteine etc., fanden ihre Form in erdgeschichtlichen Zusammenhängen.

Jedes Ding richtet also einen spezifischen Anspruch an die Welt.

Der Anspruch von Feststoffen spiegelt sich in ihren physikalischen Qualitäten, die wohl emotionalen Prinzipien entsprechen (siehe unten Verantwortlichkeit kontra Willensfreiheit). Lebendige Wesen, seien es Pflanzen oder Tiere, haben emotionale Ansprüche, die sich in einem für sie typischen Lebensraum und sozialen Verhaltensweisen abbilden.

Die typische ERSCHEINUNG jedes Dinges hat also innere und äußere Gründe.

Im 8. und letzten Element jeder Periode wird das Gegenseitigkeitsprinzip aufgegeben. Ideale Gegenseitigkeit gibt es nur in einem selbst.

Der Tod ist somit ein Rückzug auf sich selber.

 

Charakteristika des Menschseins: 

Menschsein bedeutet im Unterschied zum Tiersein die ganze Welt zu beanspruchen, also formen ihn auch (bis hin zur Entwicklung von Werkzeugen) alle ihre Bedingungen:

  • Dazu zählt auch die besondere menschliche Konsensfähigkeit, das ist die Fähigkeit zu für ihn typischen sozialen Übereinkünften. Diese ermöglichen es ihm, nackt zu sein.
  • Man kann daher mit Recht behaupten, ab dem Zeitpunkt, ab dem der Mensch es sich leisten konnte, nackt zu sein, war seine soziale Integrationsfähigkeit auf dem Niveau angelangt, das ihn als Mensch auszeichnet. Seine Fähigkeit zum sozialen

Konsens ist also keine Frage freier Entscheidung sondern gehört zu ihm wie ein lebenswichtiges Organ.

  • Dieser Konsens engt ihn als Einzelnen ein und befreit ihn als Mitglied eines Kollektivs. Die Freiheit des Individuums beruht also nicht auf maximaler Beweglichkeit sondern auf maximaler sozialer Anpassung in Form einer Übereinkunft zwischen den eigenen Ansprüchen und den Akzeptanzbedingungen des sozialen Überbaus.
  • Fehlender Konsens bedeutet Krankheit, wobei die eigenen Erwartungen unrealistisch bzw. die sozialen Bedingungen unerträglich sein können. Schmerz ist die Folge vergeblichen Bemühens, sich an die gegebenen Bedingungen anzupassen.
  • Die individuelle Konsensfähigkeit von Menschen wurzelt in ihrer Vorstellung von der Welt, also ihren Vorurteilen. Je fixer sie sind, desto unflexibler werden sie.
  • Altwerden bedeutet Erstarrung als Folge einer Zunahme von Erfahrungen, die als feste Vorstellungen die Konsensfähigkeit einschränken. Im Positiven wird dies zur Selbstgewissheit, im Negativen zur Voreingenommenheit führen. In jedem Fall verengen diese Kompromisse innerhalb der menschlichen Lebensspanne den Handlungsspielraum, führen also über erweiternde Erfahrungen zur Abgeklärtheit oder über Enttäuschungen zur Erstarrung im Vertrauten. Das Erste mag den Prozess der Erstarrung verlangsamen, verhindert kann es ihn nicht.

Sei es Selbstgewissheit, sei es Voreingenommenheit, beide Vektoren zeigen nach innen, verringern also die Präsenz, führen letztlich in die Nichtexistenz.

  • Alles, was existiert, ist somit Konsensprodukt. Sowohl für feste als auch lebendige Körper gilt, dass sie Kinder sozialer Konsense sind. Alles bleibt nur so lange präsent, solange der eigene Anspruch gegen die Ansprüche der Umwelt bestehen, ein existenzerhaltender Kompromiss aufrecht erhalten werden kann.

Leben ist soziale Abstimmung, in keinem Fall ist es Produkt von Zufällen sondern ein Produkt konsensualer Logik.

Nicht der Bessere, Stärkere, nicht der unflexibel Beharrende gewinnt sondern der Anpassungsfähigere  = Sozialere =  Konsensfähigere!

Es geht in der Evolution NICHT ums ÜBERLEBEN, es geht um das dynamische Potenzial, den SOZIALEN KONSENS aufrecht zu erhalten!

 

  • Das Konsensmotiv erscheint in den Elementen wie auch in den höheren Lebensformen, es findet sich im Individuum wie in jedem seiner Organe. Stets sind es soziale Ansprüche, Absichten eines Wesens, die ihrerseits sozialen Ansprüchen, Absichten anderer Wesen begegnen! Am Schnittpunkt dieser sozialen Wechselwirkungen steht das Ich und seine Organe, sie vermitteln zwischen dem Ich und dem Umfeld.

Bewegungswille (ICH) trifft auf Bewegungsbedingungen (UMFELD) und tritt an diesem Schnittpunkt als Bewegungsorgan in Erscheinung.

  1. SCHOPENHAUER (1788 – 1860) sagt, Bewegung und Bewegungswille sind ein und dasselbe. Die Aktion des Leibes ist nichts anderes als ein in die  Anschauung getretener Akt des Willens. Der Leib ist nichts  anderes als der zur Vorstellung       (= Erscheinung) gewordene Wille.

Hier ist anzumerken, was immer SCHOPENHAUER mit Wille gemeint hat, in keinem Fall handelt es sich um den bewussten Willen.

Der Entschluss zur evolutionären Veränderung ist immer emotional! 

  • Diese Bedingtheit des Leibes ist eine Form von Abhängigkeit. Betrachtet man die Inhalte der Gemüts- und Organanalysen (siehe Programm, symptom & sense), fällt auf, dass wir nicht einzelne, in sich verschlossene Welten sondern abhängige, sozial eingebundene, kommunikative Wesen sind. Unsere Sinnesorgane dienen vornehmlich dazu, die soziale Verbindung aufrecht zu erhalten, indem wir uns als sinnliche (soziale) Wesen in ein sinnliches (soziales) Bedingungsgefüge integrieren.

 

 

Zwischen Drinnen und Draußen, das Bewusstsein:

Jedes Selbstbewusstsein braucht die Anerkennung eines anderen Selbstbewusstseins, um auf diese Weise zur Selbstgewissheit zu gelangen (HEGEL).

Diese Art von Selbstgewissheit, die auf Zuwendung beruht, ist unverzichtbar. Darüber hinaus wollen Individuen nicht nur zugehörig sondern innerhalb ihres Verbandes auch als besonders erachtet, also keinesfalls beliebig sein.

In diesem emotionalen Spannungsfeld kommt dem Bewusstsein eine besondere Aufgabe zu.

Um begrifflich verständlich zu sein, Bewusstsein betrachte ich als Abkömmling der Vernunft. Diese ist für mich die Fähigkeit, zu erkennen, dass externe Ereignisse, die in einer gewissen Weise immer wieder aufeinanderfolgen, Regeln gehorchen, die ich aus eben dieser Abfolge als allgemein gültig feststellen kann.

Die Vernunft steht somit nicht nur einer Emotionalität, die primär den eigenen Bedürfnissen (= Regeln) gehorcht, diametral gegenüber. Handelt die eine getreu ihren gesetzten Maximen, ist die Vernunft durch die Möglichkeit bewusster Erfahrung bzw. falsch gedeuteter Erfahrung, Fehlinterpretationen flexibel. Anstatt wie die Emotionalität in gleichbleibender Weise zu reagieren, passt sich die Vernunft an, was letztlich in ein wachsendes Bewusstsein um die eigenen Möglichkeiten mündet.

Das bedeutet, das Bewusstsein kann aufwallende Emotionen nicht direkt durch Willenskraft oder vernünftige Einwände sondern nur durch Strategien des Abreagierens kontrollieren. Als Vermittlerin zwischen Außen- und Innenwelt vermag es Vorkehrungen zu treffen, die soziale Konflikte und Widersprüche dämpfen oder vermeiden helfen.

Aus diesem Wissen schafft es den Emotionen Räume, in denen sie sich dynamisch abreagieren können. Diese Form der Erlösung erreicht es über Vorstellungen scheinbarer Erfüllung – man kann auch sagen, über positives Denken -, die man als eine Urform der Reflexion betrachten kann.

Im Alltag erleben es die Handelnden jedoch anders. Jeder meint, Herr seiner Entschlüsse zu sein?

 

Verantwortlichkeit kontra Willensfreiheit:

Wie schon oben erwähnt, hat die Untersuchung des Periodensystems und seiner Elemente im homöopathischen Arzneimitteltest ergeben, dass jedes Element Ausdruck einer fundamentalen sozialen Haltung ist. Daraus lässt sich zwingend folgern, dass chemische wie physikalische Prozesse eine emotionale Logik haben müssen, also dialoghaft ablaufende soziale Auseinandersetzungen sind. Es gibt demnach keine inhaltsleeren chemischen Reaktionen! Dass sie unter gleichen Voraussetzungen in stets gleicher Logik ablaufen, verweist auf eine emotionale Mechanik, ist also eine für sie typische Folgeerscheinung.

Ein einfaches Beispiel: gibt man Kochsalz (NaCl) und Schwefelsäure (H2SO4) zusammen, entstehen Salzsäure (HCl) und Natriumsulfat (Na2SO4). Setzt man unter die chemischen Formeln die homöopathischen Arzneimittelbilder (Quelle Materia medica der Motive), ergibt sich folgender Ablauf:

2 NaCl                +           H2SO4              >

Na2SO4            +             2 HCl

natrium muriaticum  +   acidum sulfuricum      >

natrium sulfuricum   +    acidum muriaticum

Die Zusammenschau der homöopathischen Arzneimittelbilder ergibt:

natrium muriaticum: Beziehung ist ausgewogenes Engagement zweier Partner, ohne Gegenseitigkeit ist Beziehung wertlos.

+

acidum sulfurcum:  fassungslos, trotz Bemühens gescheitert und daher in seinem Wert, seiner Präsenz in Frage gestellt zu sein.

 >

natrium sulfuricumBeziehung bedeutet, dass sich mein Sozialwert in der Zuneigung meines Partners spiegelt, ohne Beziehungserfolg ist mein Leben wertlos; selbstmordgefährdet;

+

acidum muriaticumemotional ausgebrannt nach Beziehungsenttäuschung, Demütigung, Grobheit; ersetzt sie durch starre Zurückhaltung, Beziehungsvermeidung aus Furcht vor erneuter Enttäuschung;

 

Zwei aufeinandertreffende Haltungen, das NaCl – Prinzip (es fordert, dass Beziehung auf Gegenseitigkeit zu beruhen hat) und das H2SO4  Scheitern (fassungslos, trotz Bemühens gescheitert, sozial entwertet zu sein) ergeben in der Reaktion zwei resignative Antworten: zum einen die Na2SO4  Depression (Enttäuschung, trotz beeindruckendem Engagement gescheitert zu sein), zum anderen die HCl – Resignation (man vermeide zukünftig Beziehungen, um ein Scheitern zu vermeiden). Somit endet diese chemische Auseinandersetzung wie eine soziale als Episode enttäuschter Erwartung.

Diese Ableitung ist angesichts des herrschenden Weltbilds vielleicht provokant, unter der Voraussetzung, dass Homöopathie wirkt, ist sie jedoch zulässig!

Die logische Konsequenz daraus ist, menschliches Verhalten folgt im Falle von Konflikten stets emotionalen Reaktionsmustern und nicht einer übergeordneten Vernunft. Es gibt keine Willensfreiheit im Emotionalen.

David SERVAN-SCHREIBER ist Psychiater und Autor  des Buches „Die neue Medizin der Emotionen (2003)“, er spricht vom

emotionalen Gehirn, das im Falle überbordender Gefühle den Vorrang vor dem kognitiven hat. Die Vernunft wird quasi durch Adrenalin abgeschaltet.

Ist also die Vernunft eine Art Königin ohne politische Entscheidungsbefugnisse, hat sie nur repräsentative Aufgaben?

Tatsächlich steht die Vernunft als Vermittlerin zwischen den sozialen Sachzwängen der Außenwelt und dem Erfüllungsdruck einer durch Emotionalität bestimmten Innenwelt.

Wie aber kann sie sich unter diesen Voraussetzungen orientieren, etwas entscheiden, wenn, wie oben demonstriert, emotionale Reaktionen wie chemische Reaktionen durchlaufen?

Die Antwort lautet, sie kann etwas tun, aber sie kann es nicht unmittelbar. Die zwischen Innen- und Außenwelt vermittelnde Vernunft kann nur Vorkehrungen gegen ihr inneres Gegenüber, die Emotionalität, treffen, indem sie den Konflikt mit den sozialen Bedingungen, von dem sie weiß, dass er in unkontrollierbare emotionale Reaktionen ausartet, entweder von vorne herein vermeidet oder ihm ein Feld der Entladung bietet.

Im Streit um die Willensfreiheit haben also beide Seiten in gewisser Weise recht, die einen, die sie verneinen, und die anderen, die sie bejahen.

Gedanken sind frei, Handlungen nicht (F.W. SCHELLING, 1775 – 1854).

Das heißt, man kann die eigene Emotionalität nicht beeinflussen, man kann ihr jedoch vorgreifen, indem man sie durch geeignete Maßnahmen beruhigt oder ihr die Möglichkeit zur kontrollierten Entladung gibt. Die vorausschauende Vernunft ist in der Lage zu wissen, dass es im Konfliktfall zu spät ist, dass man also den eigenen Impulsen vorbeugen muss .

Ein Beispiel: Ohrenschmerzen, die durch Kälte ausgelöst werden, kann man durch Aufsetzen einer Mütze vermeiden.

Der emotionale Hintergrund: Kälte wird im Unterbewusstsein als soziale Isolation interpretiert, das Ohr ist dem Überbegriff, Zugehörigkeit, unterstellt.

Die Mütze beugt dem Ohrschmerz durch das Gefühl sozialer Geborgenheit, Zugehörigkeit vor. Die Vernunft setzt also mit der Mütze eine vermittelnde, beruhigende Maßnahme. Dass der Betroffene nach wie vor der Kälte ausgesetzt, also sozial isoliert ist, spielt keine Rolle. Die Mütze steht für ein schützendes soziales Prinzip.

Das Bewusstsein schafft hier der Emotionalität über eine Inszenierung ein erfüllendes Umfeld (die Mütze als Vorstellung von Geborgenheit), um emotionale Ausbrüche

(Schmerzen) zu verhindern. Naturgemäß hat diese Art von Einflussnahme ihre Grenzen. Die Mütze kann die soziale Abhängigkeit dessen, der Ohrschmerz in der Kälte bekommt, nicht verändern. Kommt ein weiterer verschlimmernder Faktor hinzu, z. B. tatsächliche Isolation, wird die Emotion durchbrechen und sich im Schmerz Ausdruck verleihen.

Fazit: Im Spannungsfeld zwischen sozialer Situation und Emotion schafft das Bewusstsein „Vorstellungsräume“, in denen sich die Emotion abreagieren kann. Das Bewusstsein ist ein sich laufend erweiterndes oder verengendes Produkt der Vernunft. Es wird sich im Zuge wachsender Erfahrungen mehr und mehr der zu kontrollierenden Emotionalität und auch der sie bedrängenden sozialen Bedingungsenge bewusst.

Die Bildung einer Gesellschaft hat emotionale und vernünftige Gründe, gerade deshalb braucht es Kontrollmechanismen des Unkontrollierbaren, der Emotionalität!

Hier stellt sich wieder die Frage, wenn es vernünftig ist, sich sozialen Bedingungen unterzuordnen, ist diese Bereitschaft zur Unterordnung vielleicht doch nicht prinzipiell angelegt sondern eine Errungenschaft menschlicher Vernunft?

Ich erinnere an das Periodensystem der Elemente: es verweist auf das Vorhandensein sozialer Prinzipien im unbelebten Universum also außerhalb lebendiger Körper. Das war und ist Voraussetzung für die Entstehung von Leben, also für die Evolution.

Die herkömmliche Vorstellung, prinzipiell Unbelebtes, also alles Anorganische, könne bei geeigneter Kombination lebendig, also emotional werden, ist also nur dann absurd, wenn dieses Unbelebte inhaltsleer ist.

Tatsächlich  repräsentiert jede Periode ein soziales Thema. Von Element zu Element kommt es zu einer schrittweisen Anpassung dieses Themas an die allgemeinen Bedingungen sozialer Gegenseitigkeit. Wie schon erwähnt, mündet diese schrittweise Anpassung im        7. Element jeder Periode im maximal möglichen sozialen Konsens. In der Chemie nennt man diese 7. Elemente Halogene oder Salzbildner, woraus man schließen kann, dass die Bildung von Salzen der Herstellung der maximal möglichen Form sozialer Verbindlichkeit, Gegenseitigkeit entspricht:

Wenn also das soziale Miteinander in dieser Weise geordnet ist, ist jedes Kollektiv, natürlich auch der Staat, ein vielschichtiges Konsensgebilde, in dem höhere über niedrigere Normen gesetzt sind.

Das soziale Gewissen – Periode 3 und 6 – steht unter normalen Umständen über dem Trieb, seinen Hunger ohne soziale Rücksichten zu stillen, möglicherweise zu stehlen. Die Angst vor Akzeptanzverlust lässt normalerweise Hunger ertragen. Die Gesetze des sozialen Überbaues – sie sind zum Teil Produkt einer emotional geleiteten Identifikation mit gemeinsamen Werten, zum Teil ein Produkt der Vernunft, die diese Werte formuliert – dienen dem Schutz der Gemeinschaft vor jenen, die diesen Akzeptanzverlust nur geringes Gewicht beimessen.

Die Gewichtung innerhalb dieser Wertungsskala, ob ein Mitglied eines Gemeinwesens dem Hunger (Zweckebene) oder dem Respekt vor dem Besitz anderer (Gruppenebene) gehorcht, ist eng mit den emotional unterlegten Erfahrungen verknüpft, die es von den herrschenden sozialen Bedingungen hat. Somit ergeben sich Situationen, in denen das Individuum seine emotionale Zustimmung oder Verweigerung letztlich vom Gefühl herrschender oder fehlender sozialer Gegenseitigkeit abhängig macht.

Man erkennt, diese Wertungsskala ist nicht fix, indem das Höhere stets über das Niedrige regiert. Erfahrungen von mangelnder Gegenseitigkeit können jeden ins vermeintliche Recht versetzen, gegen einen höheren Wert zugunsten eines niedrigeren verstoßen zu dürfen. Wäre es nicht so, würden die angeborenen primären Normen ausreichen, um ein geordnetes Zusammenleben der sozialen Gemeinschaft ohne Gesetzestexte und Gerichte zu gewährleisten.

  • Das anhaltende Gefühl, zugunsten der Gemeinschaft auf Erfüllung eigener Bedürfnisse verzichten zu müssen, braucht daher gewichtige Gründe, um dem Druck der Emotionen Stand halten zu können.
  • Die Annahme und Einhaltung sozialer Normen zuungunsten der eigenen Entfaltung kann nicht am Tropf einer sich naturgemäß nur gelegentlich erfüllenden sozialen Gegenseitigkeit hängen. Dies vor allem deshalb, weil Erwachsene mehr in die Gemeinschaft investieren müssen als sie herausbekommen. Die Existenz von Kindern und Alten, die zwangsläufig mehr erhalten als sie beitragen, erfordert dies.
  • Tatsächlich braucht es ein Mindestmaß zumindest vorgestellter Erfüllung sozialer Gegenseitigkeit, um die Emotionen ruhig zu halten.

Das Bewusstsein ist Erzeugerin solcher erfüllender Vorstellungen: das Emotionale, das stets von der augenblicklichen Situation bestimmt ist, wird seitens des Bewusstseins durch erfüllende Vorstellungen besänftigt und so unter Verschluss gehalten.

Die Unterordnung unter ein Normenkonstrukt ist sowohl in der Gruppe als auch unter anonymen Mitgliedern einer Gemeinschaft nur durch erfüllende, ich nenne sie regulative Vorstellungen erreichbar.

Diese Vorstellungen ähneln der Verbauung eines Wildbachs. Unter normalen Bedingungen vermögen sie den Lauf der Emotionen zu zähmen, situative Veränderung können jedoch emotionale Sturzfluten auslösen, denen diese Regulative nicht mehr gewachsen sind.

So wie Organe mit ihrer sozialen Vermittlungsaufgabe identisch sind, das Auge zum Beispiel Ausdruck des eigenen Erscheinens in der Welt ist, so ist auch das Bewusstsein wie ein Organ mit dieser seiner Aufgabe, regulative Vorstellungen zu kreieren, identisch.

Fazit: Die Vernunft (Willensfreiheit) hat nur einen relativ kleinen Spielraum Entscheidungen zu treffen aber sie hat ihn. Er beruht auf der Möglichkeit, durch regulative Vorkehrungen (= Vorstellungen) das emotionale Gleichgewicht und damit auch das soziale zu wahren.

Dieses strategische Prinzip zeigt sich in dem einfachen Beispiel der aufgesetzten Mütze, die stellvertretend für eine Geborgenheit steht, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist.

Die Mütze erfüllt den Wunsch nach Geborgenheit, ohne dass ihr Träger die reale soziale Situation, in der er sich befindet, ändern muss.

Sektenartig strukturierte religiöse und politische Systeme setzen auf eine Euphorisierung der Mitglieder. Allein die Mitgliedschaft bedeutet hier schon Aufwertung und damit eine Abgrenzung von der anonymen Allgemeinheit. In dem Augenblick, in dem ein Beweis dieses höheren Sozialwerts unumgänglich ist, die Vorstellung eigener Größe sich also zu bestätigen hat, geht dieser Vorteil zu Bruch. Es bleibt somit diesen Gruppen oder Staaten, es können auch Einzelpersonen sein, kein anderer Weg, als sich vom Rest der Welt abzuschotten oder ihn zu attackieren.

Euphorisierende Strategien sind auch Demokratien nicht fremd. Das Gefühl, die Weltmacht Nr. 1 zu sein und bei gegebener Tüchtigkeit jederzeit eine Chance auf sozialen Aufstieg zu haben, erzeugt in Amerikanern die Bereitschaft, sich mit ihrem Staat und seinen Regeln zu identifizieren. Es macht ihnen nichts aus, dass einzelne Mitglieder, die einen fragwürdig großen Reichtum angesammelt haben, einer Philosophie anhängen, die behauptet, dass ihr persönlicher Vorteil der Vorteil aller wäre (A. SMITH, 1923 – 1790).

In diesem schädlichen Fall – er ist die Ursache der meisten Wirtschaftskrisen – kann man leider nicht einfach zugunsten des Gegenteils votieren: der Vorteil der Mehrheit muss nicht der Vorteil des Einzelnen sein. Es würde nur das Vorzeichen nicht aber das Resultat ändern.

In unserer politischen Realität scheinen Gegenpositionen eine starke, die Mitte aber gar keine Lobby zu haben, was wohl auf der Attraktivität der Extreme beruht. So hoffen die einen, man könnte vielleicht eines Tages selber zu den Reichen gehören, oder die anderen, durch eine radikale Enteignung sozialen Ausgleich schaffen zu können.

Was es also braucht, sind andere regulative Vorstellungen, in deren Rahmen sich die egoistischen Triebe auf sozial verträgliche Weise befrieden können.

Direkte Appelle an die Vernunft sind sinnlos, weil man Emotionen mit vernünftigen Argumenten nicht beikommen kann. Niemand käme auf die Idee, Menschen mit Ohrenschmerzen zu raten, sie sollen doch vernünftig sein und mit dem „Theater“ aufhören. Obwohl sie unnütz sind, sind derartige Ratschläge auf der Gemütsebene alltägliche Praxis. Dies liegt an der herkömmlichen Denkweise, die den zwanghaften Hintergrund emotionalen Verhaltens meist nicht erkennt.

Geeignete regulative Vorstellungen müssen jedoch emotionale Erfüllung anbieten, um auch gelebt werden zu können! Negative Beispiele der Wirksamkeit dieser Vorstellungen habe ich schon erwähnt, es sind z. B. die euphorisierenden Vorstellungen von Sekten oder Nationen. Für die Aufrechterhaltung einer sozialen Gemeinschaft haben es daher Vorstellungen zu sein, die jedem Mitglied nicht nur soziale Pflichten aufbürden sondern ihm auch soziale Anreize, am besten natürlich Bedeutung geben.

Die Australier hatten entlang ihrer Autobahnen das Problem, dass die Getränkeflaschen beliebig aus den Fenstern der fahrenden Autos geworfen wurden. Um sie aber einsammeln zu können, wurden Abschnitte eingerichtet, in denen die Autofahrer ihre Flaschen entsorgen konnten. Man installierte Tore, auf die die Flaschen im Vorbeifahren geworfen werden konnten. Angeblich hatte man so die Problematik der auf der ganzen Wegstrecke herumliegenden Flaschen in den Griff bekommen. Über die regulative Vorstellung, ein Tor zu erzielen (Vorstellung einer Bedeutung), wurden so ein soziales Ziel erreicht.

Geht das auch politisch? Gibt es Ideen, die als regulative Vorstellung Bedeutung durch Verantwortlichkeit erzeugen können?

Voraussetzung ist das Wissen, dass sich jedes Mitglied bewusst zu sein hat, dass es mit dem Handeln seiner Gemeinschaft identifiziert wird und deren Entscheidungen jeweils mit zu verantworten hat. Die Richtung des gemeinsamen Weges ist Teil der Identität jedes einzelnen Mitglieds, was zum einen den Vorteil verschafft, an kollektiven Erfolgen Teil haben und sich mit ihnen identifizieren zu können, zum anderen aber auch den Nachteil, Altlasten aufgebürdet zu bekommen, sich nämlich mit früheren Misserfolgen und Fehlentscheidungen identifiziert zu erfahren.

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In seinem Mitgehen kommt dem Einzelnen kollektive Verantwortung zu. Dies gilt nicht nur für ihn sondern auch für seine Nachfahren, weil jedem Mitglied einer Gemeinschaft klar sein muss, dass man an den kollektiven Vorstellungen und damit auch an der Geschichte des sozialen Ganzen Anteil hat.

Aus dieser unvermeidlichen kollektiven Verantwortung heraus sollte die bisherige Vorstellung aufgegeben werden, man könnte die Verantwortung an jeweils kompetent erscheinende Verantwortungsträger, sogenannte Fachleute, unkontrolliert abtreten. Im Krisenfall, seien es verlorene Kriege  oder Wirtschaftszusammenbrüche, treffen die Folgen ihrer Entscheidungen diese Fachleute meist nur am Rande, die Allgemeinheit jedoch voll. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit – z. B. die aktuelle Wirtschaftskrise – beweisen dies überzeugend.

Kollektive Verantwortlichkeit verleiht mir als Mitglied einer Gemeinschaft zum einen Wichtigkeit als Kontrollorgan zum anderen fordert sie mich auf, Stellung zu beziehen: nicht die da oben haben Schuld sondern ich bzw. wir haben Schuld, weil wir diese Verkehrung zwar erkannt, die da oben aber haben machen lassen.

Dieses Ich-Bin-Schuld hat nichts mit der Sünde gemein, die ja nur den Einzelnen in die Verantwortlichkeit gegenüber einem beliebigen äußeren sozialen Regelwerk setzt. Man muss wissen, es gibt keine Gerechtigkeit in Form einer Gnade der späten Geburt sondern eine Kollektivschuld, die wie finanzielle Schulden in die Identität einer sozialen Gemeinschaft einfließt und sich auf die Nachkommen weiter vererbt.

Unter dem Druck dieser Verantwortlichkeit geht es um die Richtung unseres Weges als Kollektiv, also um das Schicksal aller und nicht um das Schicksal einzelner: „Was wir kollektiv tun oder erlauben, dass vom Kollektiv getan wird, das geht uns als Mitglieder auch an.“

Mitglieder der SS haben sehr wohl in die kollektive Vorstellungswelt ihrer Gemeinschaft gepasst. Die Nachkriegsjustiz verfolgte die Einzeltäter und Exponenten des NS-Regimes so, als ob es sich um klassische Kriminelle gehandelt hätte. Tatsächlich folgten diese euphorisierenden regulativen Vorstellungen, z. B. vom Herrenvolk, und leiteten daraus ganz im Sinne dieser Vorstellungen die Berechtigung für ihr Handeln ab.

Letztlich konnte die Justiz nur Gefolgsleute nicht aber die kollektiven Vorstellungen, denen sie gefolgt waren, zur Verantwortung ziehen. Somit blieb die Schuld am Kollektiv, dem Repräsentanten dieser Vorstellungen, hängen, sie betraf und betrifft somit auch jene Mitglieder und Nachfahren, die damit nichts am Hut hatten und haben.

Es ist also eine Illusion zu glauben, man könne allein durch Verurteilung der ausführenden Organe und des Geschehenen eine Wiederholung derartigen Wahnsinns vermeiden. Unter passenden Umständen, schwankenden Ordnungsstrukturen, Not, Ängsten, euphorisierenden Vorstellungen, können beliebige Wahnideen als regulative Vorstellungen Platz greifen und im Zuge eines emotionalen Massensturms menschlich werden.

NIETZSCHE meint, Wahnsinn sei bei einzelnen selten, bei Völkern aber die Regel.

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Auf gleiche Weise geht auch Kollektivleid als Vorstellung in das kollektive Erbe ein. Es gibt keine objektive Gerechtigkeit, die erlittenes Leid per se durch Wiedergutmachung befriedet oder aus dem, der gelitten hat, einen geläuterten Menschen macht. Im Gegenteil, Hilflosigkeit überträgt sich als deformierende Vorstellung auf die Nachfahren. Geschichte ist ein totes Gewicht, das sich an die Gegenwart hängt, sagt NIETZSCHE.

Der Vorgang der Schuldübertragung von der in den Vorfall verstrickten Generation zu den nächsten objektiv unschuldigen Generationen ähnelt der biblischen Erbsünde – diese geht von Sippenhaftung über drei bis vier Generationen aus.

Das könnte zu kurz gegriffen sein. Der Philosoph LEVI-STRAUSS sieht in Sprache und Tradition einer sozialen Gemeinschaft ein formendes Wirkprinzip. Man vermeint eigenständig zu denken und zu sprechen, denkt und spricht aber in der Tradition seiner sozialen Gruppe. Das ist logisch, Menschen brauchen eine Gesinnungsheimat. Ob jemand als zu seiner Gemeinschaft passend oder unpassend erachtet wird, hängt davon ab, ob er ihren jeweiligen Traditionen entspricht.

Somit ist die Identität eines Menschen auf der Ebene des Systems festgelegt und keine Frage seiner vernünftigen sondern seiner emotionalen Entscheidung. Dass dies Manipulationen Tür und Tor öffnet, liegt in der Natur der Sache.

Identität ist Zugehörigkeit und daher außerhalb von Ideologien gar nicht möglich.

Die Weitergabe von Inhalten über Generationen erscheint auch in der miasmatischen Krankheitslehre der Homöopathie. Hier zeigt sich diese gnadenlose Abfolge in der systemischen Vererbung von Krankheiten als Folge unlösbarer Konflikte, z. B. eines von Vorfahren erlittenen Traumas, das sich auf die Nachkommen überträgt.

Die miasmatische Krankheitslehre beruht auf einer Generationenabfolge von Krankheitsthemen, die sich nicht allein auf genetischem sondern vielmehr auf informatischem Wege vollzieht. Die Praxiserfahrung zeigt, dass hier das Schicksal der Mutter, des Vaters oder das Schicksal beider Gegenstand der Auseinandersetzung der Nachfahren ist. Die Vorstellung einer rein genetischen (angeborenen) Übertragung genügt also nicht. Ungelöste familiäre Themen, z. B. erlittenes Unrecht, traumatische Erfahrungen etc., werden an die Sippe zur Lösung weitergereicht, der Lösungsdruck verschärft sich bei Trägern – das sind diejenigen Familienmitglieder, die das Thema übernommen haben – je größer der Abstand vom auslösenden Ereignis ist, also von Generation zu Generation.

Es zeigt sich, dass der Einzelne in Sippenhaftung steht, es für ihn also keine Gerechtigkeit gibt, indem er bei Null beginnend seinen Lebensweg nach seinem Gutdünken wählen kann. Professionelles homöopathisches Verschreiben hat daher nicht die Schuld eines Patienten sondern seine Bedingtheit zu treffen, was ein tieferes Verständnis für ihn und seine Geschichte voraussetzt.

Das passende Mittel entspricht einer nachhaltigen regulativen Vorstellung, sie bietet der aufwallenden Emotionalität nicht nur den Spielraum, sich auszuleben, sie hat auch dämpfenden Einfluss auf die Haltung des Kranken zu seiner Lebensrealität, die letztlich Ursache der chronischen Enttäuschung und der anhaltenden emotionalen Reaktionen ist.

Den, den man nicht versteht, dem kann man auch nicht helfen.

 

 

Die Informatik der Evolution:

Nur vor dieser Kulisse, in der alles mit allem zusammenhängt, bekommt die Evolution als Geschichte der Entstehung des Lebens eine Bühne der Wahrscheinlichkeit, auf der sie auftreten und sich in Gang setzen kann. Das materialistische Modell von sich zufällig ineinanderfügenden Molekülen kann viele Fragen nicht mal ansatzweise beantworten, ist eigentlich ein Unding.

Die Grundannahme, lebendige Individuen, seien sie menschlich oder tierisch, würden ihre Gestalt unter dem Innendruck ihrer Ansprüche und dem Außendruck ihrer sozialen Umstände ausformen, führt zu folgenden Schlussfolgerungen: 

  • Die Stacheln eines Kaktus verweisen nicht auf Bedrängnis durch Fressfeinde sondern auf eine ihn bedrängende, stechende Sonne. Sie sind somit Ausdruck seiner sich in Stacheln erlösenden hilflosen Aggression gegen die Sonne.
  • Beim Hornvieh kollidiert der Wunsch nach Respekt, Abstand, individuellem Raum mit dem Wunsch nach Geborgenheit, der von jedem Herdenmitglied die Erfüllung der Zugehörigkeitsbedingungen Somit schafft das krumme Gehörn als Organveränderung ein Gleichgewicht im Konflikt zwischen Selbstbehauptung und Unterordnung im Rahmen des sozialen Bedingungsgefüges. Von Tierart zu Tierart wandeln sich Temperament und Zugehörigkeitsbedingungen, weshalb die Hörner mal gekrümmt, mal geschraubt, mal verdreht sind.

Wir können also Lebewesen als manifest gewordene Konsensprodukte am Schnittpunkt eigener Ansprüche und umweltspezifischer Einflüsse (Klima, Artzugehörigkeit, Gruppenzugehörigkeit) betrachten. Alles an ihrer Gestalt ist Abstimmungsfolge, also Ausdruck des wechselseitigen Abgleichs dynamischer (emotionaler) Kräfte.

Das bedeutet, Bewegung ist nur die Illusion einer Veränderung, weder die Umwelt noch der sich Bewegende ändern sich wirklich. Im Zuge der Evolution ändert sich jedoch das Wesen in Form und Inhalt, was zur Schlussfolgerung führt, dass sich auch seine Welt verändern muss. Wesen und Welt sollten also in ihrer evolutionären Veränderung untrennbar miteinander verbunden sein.

Die Auffassung, dass sich nur die Lebewesen evolutionär weiterentwickelten, geht von einem statischen, also nur den Rahmen bildenden Universum aus. Dies widerspricht, wie alle wissen, der Erdgeschichte, man negiert es jedoch, so wie man negiert, dass nach den Befunden der theoretischen Physik Materie nicht aus festen Teilchen sondern aus Wellenstrukturen besteht.

Der Grund für die in Schüben und nicht kontinuierlich voranschreitende Evolution könnte an einem mehr und mehr anwachsenden Anspruchsdruck liegen, dem sowohl das soziale Kollektiv als auch seine Umwelt unterliegt. Der Druck, voranzuschreiten, ist also nicht nur Lebewesen, er ist der ganzen Welt auferlegt. 

Die unbeantwortete Generalfrage der Evolution, die Entwicklung neuer Arten, fordert den Mitgliedern eines ganzen Kollektivs die Überwindung des Bisherigen und im Rahmen des Aufbruchs in ein anderes Lebensumfeld auch eine Umformung der äußeren Gestalt, also eine fundamentale Neuorientierung ab.

Es kann somit nicht sein, dass ein derart logisch strukturiertes Universum sinnlos, also unlogisch ist, dass es quasi per Zufall einfach ex- oder implodiert. Es ist nicht per Zufall entstanden also verschwindet es auch nicht zufällig. Bei dieser Form spekulativer Plausibilität ist es wohl erlaubt zu behaupten, dass es sehr viel wahrscheinlicher ist, dass es keinen zufälligen Untergang geben wird, sondern, dass sich die Welt vielleicht über scheinbare „Untergänge“ aus den eigenen immer wieder  festgefahrenen Strukturen befreit, um letztlich – ich halte mich jetzt wieder mal an HEGEL – an das Ende der eigenen Geschichte, also sich selbst, zu gelangen.   

Diesseits dieser spekulativen Betrachtungen ist die beobachtbare Evolution des Menschen von der Absicht geleitet, sich nicht an die Welt sondern die Welt an sich anzupassen. Dieser Anspruch findet sich auch bei staatenbildenden und werkzeugbenutzenden Tieren, betrifft hier aber nur ihre unmittelbare Umwelt.

Jedes Lebewesen besitzt ja Bewusstsein, hat somit Vorstellungen von sich und seiner Welt. Der Unterschied liegt also in der Beschränkung des Radius, es bleibt dem Menschen vorbehalten den seinen auf die ganze Welt und ihre Zukunft auszuweiten.

Auf informatischer Ebene erscheint Evolution als ein Streben nach Besonderheit, das nicht nur den Menschen sondern die ganze Welt veranlasst, das angestammte Dasein zu verlassen und zu neuen „Ufern“  aufzubrechen.

Im menschlichen Sozialraum sind viele Verhaltensweisen von Einzelpersonen oder Gruppen vom diesem Streben nach „Besonderung“ geleitet. Wie immer sie es anlegen, stets hängen sie sich ein ideologisches Mäntelchen um, mit dessen Hilfe sie ihre Enttäuschung oder ihr Bessersein zum Handlungsanlass machen. Tatsächlich folgen sie ihren regulativen Vorstellungen zur Befriedung des sich mehr und mehr aufblasenden Wunsches, besonders zu sein. Problematisch wird es dann, wenn Anspruch und Realität nicht übereistimmen, man also tatsächlich nichts Besonderes ist.

Innerhalb der legitimen Handlungsabsicht des sich „Besonderns“ verschieben sich die Begriffe nun in Absonderung, Absonderlichkeit bis hin zum Sonderling.

Es ist legitim, wenn Menschen durch Arbeit oder Engagement etwas Besonderes schaffen wollen, sich also Konkurrenz und Kritik stellen, es ist auch legitim, sich auffällig anzuziehen, sich zu verzieren, zu tätowieren. Nicht nur Eingeborenenstämme treiben sich in dieser Absicht Pflöcke durch Nasen, Lippen oder Ohrläppchen, auch westlich zivilisierte Menschen  beschädigen sich, nur um sich aus der Masse von anderen abzuheben.

Es ist auch legitim, wenn sich ein Einsiedler in die Wüste zurückzieht. Rückzüge dieser Art dienen der „Besonderung“ durch räumliche Absonderung.

Man kann auch Misanthropen nicht verbieten, sich von der Welt zurückziehen, um aus dem Gefühl, die Welt sei ihrer nicht wert, billigen Eigenwert zu generieren.

Im nächsten Schritt dieser immer problematischer werdenden Formen von „Besonderung“ werden diese Anderen schon geschädigt oder getötet, nur um aus der Asche der eigenen Taten in das Bewusstsein der Allgemeinheit aufzusteigen. Die politischen Programme dieser Menschen sind nur Vorwand, die Botschaft ist nur das Banner. Naturgemäß steigt die Bereitschaft zu solchem Verhalten unter dem Druck von Ideen, die die Entfaltung eines jeden fordern, so als ob jeder das Potenzial und damit das Recht auf Besonderheit hätte.

Und dennoch, selbst diese Verirrungen und Abwege zeigen, dass die Entwicklungsrichtung der Evolution aufwärts gerichtet ist. Trotz mitunter grotesker Abweichungen steht fest, bestehen bleibt letztlich nur das tatsächlich Besondere, das sich wegen seines sozialen Werts über die Zeiten hinweg als Fortschritt beweist.

Beschränkt man sich also auf die beobachtbaren Phänomene, kann man sagen, was wir im Zuge unserer Geschichte  erlernt haben, verändert unser Bewusstsein.

Der heutige Mensch ist emotional nicht viel anders als der vor zweitausend Jahren, die Bühne seiner „evolutionären“ Veränderung ist nicht sein Körper sondern sein Bewusstsein. Das Modell einer tabula rasa, der Mensch käme demnach „unbeeindruckt“ auf die

Welt und würde von den Umwelteinflüssen geformt, übergeht die Tatsache der Sippenhaftung und der kollektiven Haftung. J. LOCKE (1632-1704) vertrat diese Lehre, obwohl er ähnlich der modernen Verhaltenslehre (EIBL-EIBESFELD) die Moralgesetze auch bei Menschen im Naturzustand verankert fand. Nichts desto trotz hat diese Sicht vor allem im Behaviorismus, der behauptet, jeden Menschen in jede Form drücken zu können, nicht nur überlebt, er dominiert auch jetzt noch den politischen Alltag.

Schon bei Kleinkindern ist diese Behauptung nur zum Teil richtig, weil sie das familiäre Erbe einfach negiert, fast gänzlich unhaltbar wird sie bei Menschen, die in einer sozialen Tradition „ausgeformt“ wurden.

Die Mehrzahl der Menschen stirbt auch nicht an den Umwelteinflüssen. Normales Altern ist kein Problem der Abnutzung sondern eine negative Folge der positiven Möglichkeit, Erfahrungen zu machen. Diese können erweiternd wie auch einengend sein. In der Gesamtbilanz führt Erfahrung unvermeidlich zu verfestigender Voreingenommenheit, abnehmender Flexibilität, Anpassungsfähigkeit.

Um alt zu werden, gilt also, je weniger beeindruckbar man ist, desto geringer ist auch der Erfahrungsdruck, dem man ausgesetzt ist, z. B. einige Schildkrötenarten, Bäume, gewisse Menschen etc., oder, man hat ein hohes Potenzial, sich erweiternde Erfahrungen verschaffen zu können, was eine Frage emotionaler Beweglichkeit ist.

Das Leben ist somit ein unlösbarer Widerspruch:

Seine Bewältigung erfordert einerseits Flexibilität andererseits Erfahrung.  Je mehr ein Lebewesen  in der Lage ist, neben den einengenden Erfahrungen auch  erweiternde zu machen, desto länger kann es sein Ende hinauszögern, letztlich aber wird die Bilanz negativ sein. Im Zuge der eigenen Entwicklung überwiegen die einengenden Erfahrungen, man verfestigt sich zwangsläufig, zieht sich ins Nunmehr-Vertraute zurück. Man erstarrt, man kann auch sagen, man stirbt.

Der Tod ist also Sinnbild obiger unlösbarer Widersprüchlichkeit des Sterbens an dem, was uns eigentlich bereichert, der eigenen Erfahrung.

Alzheimer, Demenz erscheinen mir wie Versuche, durch Ausschalten der Erfahrung das Leben zurückzugewinnen. Dahinter steckt letztlich die Angst vor dem Tod, sie führt zu einer Art Scheinleben außerhalb der Realität, die sie nicht anerkennen wollen.

So oder so, die Realität ist das, was entgleitet. Man meint, sich in ihr halten zu können, indem man ihr ausweicht. Früher oder später brechen regulative Vorstellungen oder Fluchtstrategien zwangsläufig ein, das Bewusstsein verliert die Kontrolle, das Unterbewusstsein erfährt seine Lebenssituation als unlösbare Aufgabe, der es nur durch ein finales Ausweichen, den Rückzug auf sich selbst, entgehen kann. Das gilt nicht nur für den Alterstod sondern auch für den Unfalltod. Der eine ist schleichende der andere unmittelbare Konfrontation mit unerfüllbar gewordenen Umfeldbedingungen.

 

 

Die Absicht der Evolution:

Wie oben schon erläutert, gehe ich von einer Evolution der Welt und nicht nur einer ihrer Lebewesen aus.

HEGEL meint, im Bewusstsein des Menschen fände eine stete Aufwärtsentwicklung statt, indem es sich dem sozialen Ganzen der Wirklichkeit Schritt für Schritt nähert. Diese Annäherung erwüchse aus dem dialektischen Prinzip, dass davon ausgeht, dass sich der Erfahrende das Erfahrene zum Inhalt macht und so mehr und mehr mit der Wirklichkeit identisch wird. Die zunehmende Komplexität der Organismen im Zuge der Evolution sollte bereits auf diesem Vorgang beruhen und vom Endzweck geleitete (teleologische) Annäherung an diese Wirklichkeit, man kann auch sagen Besonderheit, sein.

 

Das würde bedeuten, der Zweck der HEGELSCHEN Evolution ist die Wirklichkeit des Menschen. Die menschliche Evolution ist auch Evolution seiner Umwelt. Die Wirklichkeit, sei sie nun belebt oder unbelebt, entwickelt sich mit ihm. Evolution ist die Summe aller Schritte, die eine universale Wirklichkeit zum Ziel hat.

Die Tatsache, dass Chaos ein Kind der Vernunft ist, also ihrer Interpretation der sinnlichen Eindrücke entspringt, stellt unsere Wahrnehmungsfähigkeit in Frage. Wir orten das Chaos in der Außenwelt, tatsächlich aber ist Chaos ein Artefakt unserer auf Raum und Zeit beschränkten Erfahrungswelt. Die Mathematik bedient als Welterklärerin nur den Spezialfall, unsere Realität unterliegt jedoch der hier beschriebenen Logik des sozialen Konsenses, wobei anzumerken ist, dass auch die Mathematik eine konsensuale Logik, also Teil dieser allgemeinen Gültigkeit ist.

Ausgehend von der Logik, das eine Spiegelung Ausdruck fehlenden emotionalen Konsenses, also das Fehlen von sozialer Gegenseitigkeit ist – wir sehen in so einem Fall nicht den oder das andere sondern nur uns selbst und unseren Umraum –, darf man annehmen, dass das, was wir in den Tiefen des Weltalls oder des submikroskopischen Raums zu erkennen vermeinen, eher eine Art von Spiegelung aber nicht die Wirklichkeit ist, weil es der Interpretation unserer Emotionalität unterliegt.

Wenn also der Tod ein Rückzug auf sich selber, also ins Innere ist, sollte das evolutionäre Entwicklungsziel das Erreichen des Ideals sozialer Gegenseitigkeit im Äußeren sein. Obwohl dies fast biblisch anmutet, das Ziel der Evolution könnte so aussehen.

 

 

Schlussbemerkung:  

Es herrscht in der Biologie, der auch die Medizin angehört, ein dringender Theoriebedarf. Man kann die theoretische Physik um die spielerische wissenschaftliche Offenheit und Toleranz, die sie uns Biologen überlegen macht, nur beneiden. Auf der Biologie lastet noch der dogmatische (materialistische) Zeitgeist des 19. Jahrhunderts. Eine Befreiung von dieser Last, also Angleichung an die Gedankenfreiheit der theoretischen Physik, kann nur durch eine theoretische Biologie gelingen. Dies braucht naturgemäß ein geeignetes empirisches Instrumentarium. In der Physik ist es die Mathematik, in der Biologie kann es nur der Wechsel zu informatischen Prinzipien sein, wie sie sich in der Homöopathie und ihrem Arzneimitteltest zeigen.

Ob der Durchbruch – in seiner Tragweite übertrifft er die Aufklärung – gelingen kann, wird von einem breiten Erfolg der homöopathischen Praxis abhängen. Obige Erklärungen und Prinzipien mögen ja logisch und mit Zitaten gut belegt sein, wenn sie sich nicht im Alltag bewähren, sind sie nicht mehr wert als irgendeine andere Welterklärungstheorie, von denen es so viele wie Menschen gibt.

Allerdings, dass das materialistische, reduktionistische Weltbild – das Leben soll aus inhaltsleeren physikalisch-chemischen Zufallsprozessen entstanden sein – auch im philosophischen Establishment Zweifler hat, zeigt sich im Buch von T. NAGEL, Geist und Kosmos. Es hat den bezeichnenden Untertitel: Warum die materialistische, neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist.

Das heißt im Detail: wenn wie bisher das Fehlen theoretischer Grundlagen die Therapeuten und Ärzte, die informatische Therapiekonzepte wie Homöopathie anwenden, in Unklarheit belässt, was sie eigentlich tun, wird sich an der derzeitigen Situation nichts ändern.

Wie schon oben erwähnt, glaube ich nicht, dass man mit Logik dem herrschenden Weltbild beikommen kann, weil dieses seine Festigkeit nicht der Logik sondern ähnlich den Religionen oder Ideologien den herrschenden Machtverhältnissen verdankt. Das wird auch T. NAGELS Buch keine Nachhaltigkeit bescheren.

Religionen sind haltgebende Vorstellungen in einer unbegreiflichen Wirklichkeit. Im Vergleich zu ihnen weist die derzeitige wissenschaftliche „Religion“ ähnliche rationale Mängel bei geringerem emotionalen Gehalt auf. Wir Menschen sind wegen der fehlenden unmittelbaren Erkenntnismöglichkeit stets nur in der Lage Religionen (Annahme eines äußeren Gottes) oder Pseudoreligionen (Annahmen über die Beschaffenheit der Wirklichkeit) zu kreieren. Stets müssen wir glauben, was wir behaupten zu wissen. Dass das bei den Pseudoreligionen (Wissenschaften) durchaus nicht anders oder rationaler ist, sollte dieser Text zeigen.

Vielleicht sollte sich der Mensch selber, also das Menschsein, an die Stelle eines äußeren Gottes setzen. Das ist nicht größenwahnsinnig sondern eine euphorisierende regulative Vorstellung, ein Konzept, das uns für unsere kollektiven Annahmen und für unser Handeln in die Verantwortung nimmt.

Menschen müssen daher vom Nutzen des neuen Anderen überzeugt werden, um auch in ihrer Vorstellungswelt gewonnen werden zu können.  Sie müssen wissen, dass eine Philosophie, die sich auf das Vertraute beschränkt (K. POPPER) in die Erstarrung führt.

Der Tod ist kein Problem der Abnutzung sondern Erstarrung im Vertrauten. Je größer das Verlangen nach Sicherheit, Gewissheit ist, desto mehr und mehr verringert sich unsere Anpassungsfähigkeit, desto mehr ziehen wir uns aus dem sich unentwegt wandelnden Bedingungsgefüge der Wirklichkeit in uns selber zurück.

Die primäre Absicht des Programms, symptom & sense, ist, einen praxisnahen Beitrag für alle informatischen und psychologischen Therapieformen zu leisten. Die programmseitig angebotene Krankheitsbotschaft ist eine Erklärung dessen, wer der Patient ist und was in ihm vorgeht. Die Konzeption des Verfahrens ähnelt einer mathematischen Formel, ist also ein gedachtes Konstrukt, das sich an der Praxisrealität zu bestätigen hat. Damit meine ich, die getroffenen Aussagen erklären die Krankengeschichte und können daher auch direkt mit den Aussagen des Patienten verglichen und überprüft werden.

Jeder Fortschritt, der hier gelingt, ist ein Schritt in die Zukunft, in der die chronischen Krankheiten Domäne der informatischen Disziplinen sein werden – die Homöopathie steht durch den Arzneimitteltest empirisch wissenschaftlichen Ansprüchen am nächsten.

Wann diese Zukunft, in der die Biologie einen erdrutschartigen Umschwung erfahren wird, tatsächlich beginnt, steht in den Sternen.

 

Dr. rer. nat. Philipp Zippermayr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

Rüdiger DAHLKE, Krankheit als Symbol, C. Bertelsmann, 1996

DELIUS, GATZEMEIER, SERTCAN, WÜNSCHER Die Geschichte der Philosophie, Könemann 2000

DIEMER, FRENZEL Philosophie, Fischer 1961

Johannes HIRSCHBERGER Kleine Philosophiegeschichte, Herder 1966

Ireneus EIBL-EIBESFELD, Biologie des menschlichen Verhaltens, Seehamer Verlag, 1995

Paul FEYERABEND, Erkenntnis für freie Menschen, edition suhrkamp, 1980

Brian GREENE, Das elegante Universum, BTV-Verlag, 2002

Thomas NAGEL, Geist und Kosmos, Suhrkamp Verlag, 2013

Jan SCHOLTEN, Homöopathie und die Elemente, Stitchting Alonnissos, 1997

David SERVAN-SCHREIBER, Die neue Medizin der Emotionen, Goldmann, 2006

Philipp ZIPPERMAYR, Materia Medica der Motive, Mediengruppe Oberfranken, 2008

Philipp ZIPPERMAYR, Menschliche Signaturen, 2007 (derzeit vergriffen)